Melatonin-Reduktion ist nicht das Ziel der transkraniellen Tageslichttherapie

Andere Wege über den Ohrkanal
Herkömmliche Tageslichttherapien, die das Licht über die Augen vermitteln, können sich auch auf die Melatonin-Produktion im Körper auswirken. Das transkranielle Tageslicht, das über den Ohrkanal an die lichtempfindlichen Regionen direkt im Gehirn übermittelt wird, geht aber andere Wege. Wie eine Studie von H. Jurvelin et al, die 2012 an der Universität Oulu durchgeführt und gleichfalls im Chronobiology International veröffentlicht wurde, zeigte, gibt es auch andere Vermittlungswege, um die Wirkung von Licht zu nutzen (1).

Licht wirkt nicht nur auf Melatonin
Zwei weitere Studien von unabhängigen Dritten (2) belegten, dass die aufrüttelnde Wirkung von Licht nicht nur durch die Zusammenwirkung mit dem Dunkelheitshormon Melatonin erzeugt wird. Bei den Testpersonen dieser Studien zeigte sich eine reduzierte Müdigkeit und erhöhte Wachsamkeit auch tagsüber, wenn die Melatonin-Sekretion von Natur aus unterdrückt ist.

Valkee als Medizingerät
Die Universität Oulu beschäftigt sich noch heute in mehreren Studien mit den physikalischen und physiologischen Wirkungsmechanismen von transkraniellem Tageslicht. Entscheidend sind die klinische Wirksamkeit, die Sicherheit der Patienten und vernachlässigbare Nebenwirkungen. Die für das Valkee 2 erteilte EU-Zulassung für medizinische Geräte basiert auf diesen erfolgreichen klinischen Studien und der klinischen Bewertung eines Dritten.

Spezielle Studie
Bei der von Bromundt et al (3) veröffentlichten Studie hingegen wurde nicht die klinische Wirksamkeit der Tageslicht-Geräte für den medizinischen Zweck, für den sie eigentlich zugelassen sind, getestet. Stattdessen basierte die Studie auf einer einzigen 12-minütigen Lichtexposition während der Nacht, wobei die Melatoninkonzentration im Speichel, die Schläfrigkeit, und die psychomotorische Wachsamkeitsleistung gemessen wurden.

Ergebnisse
Drei Gruppen an Versuchspersonen wurden entweder 12 Minuten lang dem Licht einer traditionellen Tageslichtlampe ausgesetzt oder dem Licht des transkraniellen Tageslichtgeräts bzw. die Kontrollgruppe gar keinem Licht. Das einzige signifikante Ergebnis war, dass das Melatonin-Niveau im Speichel bei der Gruppe mit der traditionellen Tageslichtlampe zurückgegangen war. Es gab aber keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen im Zusammenhang mit Schläfrigkeit oder psychomotorischer Wachsamkeitsleistung. Leider wurden die Symptome der saisonalen Depression gar nicht gemessen, was aber in Hinblick auf den tatsächlichen klinischen Anwendungszweck hilfreich gewesen wäre.

Quellen
1) Jurvelin H., Transcranial bright light exposure via ear canals does not suppress nocturnal melatonin in healthy adults - a single-blind, sham-controlled, crossover trial; Chronobiol Int. 2014 Aug;31(7):855-60. Epub 2014 May 14.
2) Vandewalle G. et al, Daytime light exposure dynamically enhances brain responses; Curr Biol. 2006 Aug 22;16(16):1616-21. And: Wavelength-dependent modulation of brain responses to a working memory task by daytime light exposure; Cereb Cortex. 2007 Dec;17(12):2788-95. Epub 2007 Apr 2.
3) Bromundt V. et al, Extraocular light via the ear canal does not acutely affect human circadian physiology, alertness and psychomotor vigilance performance; Chronobiol. Int. 2014 Apr;31(3):343-8. Epub 2013 Nov 13.